In Deutschland ist das Gesundheitssystem zunehmend von bürokratischen Herausforderungen geprägt. Kliniken erbringen Leistungen gemäß ihrem Versorgungsauftrag, doch im Nachgang steht oft ein mühsamer Prozess an: Systematisch werden Rechnungen von den Kassen beanstandet und nicht bezahlt. Unabhängig davon, ob ein medizinischer Dienst als Gutachter hinzugezogen wird, sind die Klinikmitarbeiter durch strenge Fristen und komplexe Formalitäten belastet.
Die offene Forderung der Kassen nach einer Reduzierung der Abrechnungen scheint weniger mit dem Ziel einer korrekten Kodierung und leistungsgerechten Vergütung zu tun zu haben, als vielmehr mit Kostensenkungen. Nicht selten enden Verhandlungen mit der Frage, ob eine »betriebswirtschaftliche Einigung« erzielt werden soll, was häufig eine erhebliche Kürzung der Rechnungen bedeutet – ein ungleicher Kampf, bei dem die Klinikmitarbeiter sich an die Wand gedrängt fühlen.
Die Kliniken kämpfen derweil mit veralteten Schnittstellen und der Notwendigkeit, jeden abrechenbaren Posten zu identifizieren und zu mahnen. Dies bindet Ressourcen, die stattdessen für die Verbesserung von Abläufen oder die Digitalisierung eingesetzt werden könnten. Währenddessen rüsten sich die Krankenkassen weiter auf, investieren in Software, Automatisierung und zusätzliches Personal zur Rechnungsprüfung.
Die Frage bleibt: Wie viele Krankenkassen braucht ein Land wirklich? Die Vielzahl der Kassen, jede mit eigener Verwaltung und kostspieligen Führungsstrukturen, führt zu enormen Kosten. Diese Gelder, aufgebracht von Arbeitnehmern und Arbeitgebern, fehlen im System, wo sie dringend benötigt würden.
Seit 2005 erlebe ich diese Herausforderungen im stationären Sektor in Deutschland und der Schweiz. Wäre den Versicherten das wahre Ausmaß der gegen Kliniken, Praxen und Apotheken gerichteten Maßnahmen in Deutschland bewusst, würde dies sicherlich zu einem Aufschrei führen. Als Teil des Systems unterstützen wir die Kliniken und führen neue Mitarbeiter ein, die oft ungläubig über die absurd erscheinenden Vorgaben staunen. Diese Momente machen mir die Dringlichkeit der Lage kurzzeitig wieder bewusst, bevor es zum nächsten Prüffall geht. Umso mehr freue ich mich auf die kommenden Tage und den Austausch mit unseren Mitstreitern aus den Kliniken beim Symposium der DGfM 2024, in Frankfurt a. M. vom 23. bis 25.09.2024!
Nicht ohne Grund unter dem Motto: »Under Pressure«.